Bei mir ist das so: Je mehr ich über Kaffee lerne, desto mehr Fragen habe ich. Nach der Kaffee-Reise nach Äthiopien war es genauso. Zwar hatte ich Unmengen über Kaffee gelernt, bin aber mit noch viel mehr Fragen im Gepäck nach Hause zurückgekehrt. Als Alec Pfuhl, deutscher Röstmeister und Qualitätsbeauftragter bei Rehm & Co., mir angeboten hat ihn ein paar Tage im Musterzimmer und Cupping Lab zu begleiten (und mit Fragen zu löchern…), habe ich mich entsprechend riesig gefreut – nichts lieber als das!
Gesagt, getan, Bahnticket und Hotel gebucht und auf nach Hamburg, auf einen Kaffee mit Alec – den Rohkaffee-Importeuren über die Schulter schauen.
Rohkaffee-Importeure bringen den Kaffee aus den Anbauländern zum Kaffee-Röster vor Ort. Von Äthiopien, Kenya, Brasilien, Kolumbien bis Indien und Indonesien – hier landen Kaffees aus aller Welt. In der Wertschöpfungskette des Kaffees sind die Importeure die Schnittstelle zwischen Kaffeebauern und Röstern. Sie pflegen die Kontakte ins Anbauland genauso wie zum Spezialitätenröster und meistern die logistische Herausforderung der Verschiffung und der Termingeschäfte. Um die Qualität des Kaffees zu überprüfen, begutachtet ein Team aus geschulten Kaffeekennern die neue Kaffee-Ernte anhand so genannter Vorverschiffungsmuster. Der Rohkaffee wird probegeröstet und verkostet. Stimmen Preis und Leistung, wird geordert.
Meine Meinung: ein Traumjob!
Bei Rehm & Co. ist das Team aufgeteilt in Trader – also diejenigen, die den Rohkaffee ordern – und dem Qualitätsteam im Cupping Lab. Rehm & Co ist die Spezialitätenkaffee-Marke von Benecke Coffee mit Sitz in der Hamburger Altstadt.
Alexander „Alec“ Pfuhl ist bei Rehm für alles rund um die Kaffeebohne zuständig: rösten, verkosten, beraten. Er arbeitet physisch mit dem Kaffee: hören, sehen, riechen, schmecken – das ist Arbeit für alle Sinne. „Ich kann mir das gar nicht anders vorstellen“, sagt er selbst. Spezialitätenkaffee hat Alec von der Pike auf gelernt. Seit 2004 ist er in der Branche, zunächst als Röster und Barista, mittlerweile ist er Q-Grader und amtierender Deutscher Röstmeister. Außerdem ist er Inhaber des SCAE Coffee Diplomas und möchte die weiteren „Professional“-Levels neben Barista auch noch nachlegen. Dafür sucht er sich seine Lehrer gezielt aus. Den green coffee Professional wird Alec z.B. bei einem Mikrobiologen, der sich auf fermentierte Lebensmittel spezialisiert hat, belegen. Diese wissenschaftliche Herangehensweise – am Anfang steht eine Fragestellung, diese wird bearbeitet und daraus ergeben sich am Ende wieder neue Fragen – zeichnet Alec aus. Er zieht daraus die Motivation, immer noch mehr über Kaffee zu lernen.
Nun könnte man ja meinen, jemand mit solch erlesener Ausbildung könnte sich mit Recht auf seinem Wissen ausruhen. Doch weit gefehlt. Nach dem Credo „ich weiß, dass ich nichts weiß“ sucht Alec nach immer mehr Kaffee-Know-how. Diese Demut gegenüber Kaffee hat mich schwer beeindruckt. Denn – mit Verlaub: Heiße Luft gibt es schließlich viel zu oft, auch in der Spezialitätenkaffee-Szene (und damit meine ich nicht die im Röster).
Im Rehm-Team sind übrigens alle gefühlt „auf dem Boden“ geblieben. Die Trader und Kaffee-Experten haben tagtäglich mit Kaffee zu tun, besitzen jahrelange Erfahrung und sind trotzdem offen für Neues. Das hat mir richtig gut gefallen. Besonders toll finde ich, dass jeden Morgen ein Cupping stattfindet, an dem das ganze Team – vom Trader bis zur Geschäftsführung – teilnimmt. Diese persönliche Atmosphäre und das gemeinsame Interesse am Kaffee waren mir äußerst sympathisch.
Mein Praktikums-Highlight: Dass ich selbst proberösten durfte. Alec hat mir natürlich über die Schulter gesehen und so konnte ich (das muss man sich ja fast auf der Zunge zergehen lassen) Tipps vom amtierenden deutschen Röstmeister bekommen.
Ich habe viel gelernt bei Rehm und denke gerne ans Praktikum zurück. Wenn ich darf, komme ich wieder!
[…] hergestellt wird. Letztere sollten Ruth Außenhofer alias Kaffeetante bei ihrem Praktikum bei Rehm & Co. […]
Mh – würde gerne mal wieder einen leckeren Kaffee bei dir trinken!
Wahnsinn 🙂 das war sicher ein tolles Erlebnis den Profis über die Schulter zu schauen. Und, ja, ich denke auch, dass man was Kaffe angeht nie auslernt.